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„Kindswohl grundgefährdet!“ - Biker protestierten bei Sternfahrt gegen Streichung von Mitteln für Radwegbau

Hintergrund der Sternfahrt war die Streichung des 2009 vertraglich vom Landesbetrieb Straßenwesen zugesagten Baus von Radwegen zwischen Sperenberg und Kummersdorf-Alexanderdorf sowie zwischen Sperenberg und Klausdorf.

Es war ein Bild, wie man es nicht alle Tage sieht: Hunderte Meter lang zogen sich die Radler-Kolonnen die Straßen aus allen Richtungen gen Klausdorf entlang. Ob im sportiv-atmungsaktiven Biker-Outfit oder ganz lässig in Jeans und T-Shirt, ob mit Luftballons an der Lenkerstange oder mit den noch eingerollten Transparenten im Gepäck: Jung und Alt schwangen sich auf ihre Drahtesel, um der Landesregierung den Marsch zu blasen.

„Schade, dass sich unser Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger diesen Anblick hat entgehen lassen“, kommentierte eine Klausdorferin die Szenerie. Wie alle geladenen Landesregierungspolitiker hatte er aus Termingründen seine Teilnahme abgesagt.

Fast ebenso so lang wie die Radler-Kolonne nahm sich die Schlange vor den Unterschriften-Blättern aus, auf denen man die Einhaltung des Radweg-Versprechens einfordern konnte.

„Ich hätte ja nicht gedacht, dass noch was passiert“, freute sich Petra Bohnert aus Kummersdorf-Alexanderdorf über die Teilnehmermassen. „Jetzt kann ich endlich wieder optimistisch sein!“ Auch Erina Sanz aus Saalow hofft, dass die Sternfahrt nicht ganz umsonst war. Ihre beiden Kinder gehen in die Grundschule Mellensee. „Ich fühle mich meist gezwungen, sie mit dem Auto dorthin zu chauffieren“, so Sanz. „Bei den vielen rücksichtslosen Pkw-Fahrern wird mir sonst Angst und Bange, wenn die an meinen radelnden Kindern vorbeirauschen“.

Ähnlich sieht es auch Kerstin Lemke, Elternsprecherin der Anne-Frank-Grundschule in Sperenberg. „Wir brauchen diesen Radweg“, ist sie überzeugt. Bereits 2008 hatte sie eine Interessensgemeinschaft ins Leben gerufen, die sich für den Bau einsetzte und bei Verkehrszählungen durchschnittlich 400 Pkws und Motorräder sowie 40 Lkws in der für Schulkinder wichtigen Zeit von 6 bis 8 Uhr und von 12 bis 15 Uhr registrierte.

Dass die beiden später zugesicherten Radwege aus haushaltspolitischen Gründen nicht gebaut werden sollen, will auch Frank Broshog, Bürgermeister der Gemeinde Am Mellensee (parteilos), nicht einfach so hinnehmen. Überwältigt von der großen Resonanz begrüßte er die zahlreichen Pedalritter zur Kundgebung auf der Klausdorfer Festwiese: „Euer Engagement stärkt mir den Rücken! Dass ein unterschriebener Vertrag zu erfüllen ist, dafür werde ich auch weiterhin mit aller Macht kämpfen!“ Die Aussage des Landes, es liege kein Baurecht vor, rügte er als „Ausrede“: „Das ist schlicht nicht wahr: Baurecht liegt überall entlang der geplanten Radwege komplett vor!“

Außer Broshog und Maik Tscherwinka, dem Kinder- und Jugendschutzbeauftragten der Gemeinde, nutzten auch weitere Politiker die große Bühne. Neben Vertretern der Partei Die Linke und den Grünen wetterte auch Danny Eichelbaum, CDU-Landtagsabgeordneter, dass die Fahrradwege und damit die Verkehrssicherheit von Schulkindern nicht „auf dem Altar der Haushaltskonsolidierung geopfert werden“ dürften. Das Kindswohl, so Eichelbaum, sei „grundgefährdet“.

Der Kreisverband der Piratenpartei TF kündigte an, er habe einen Antrag zum Ausbau der Radwege ausgearbeitet, den er beim Landesparteitag kommende Woche in Eberswalde vorstellen wolle. Und Landtagsabgeordneter Christoph Schulze (SPD), der im Profi-Rad-Dress die Etappe Zossen-Klausdorf mitstrampelte, bezeugte: „Auf der ganzen Strecke kein einziger Radweg, da wurde selbst mir als Erwachsenem bei den schnell vorbeizischenden Pkws mitunter ganz schön mulmig!“ (Von Andrea Keil)

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 13.08.2012

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