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Brandenburger Richterin Irina Weiße Als IM enttarnt - Darf so eine Recht sprechen?
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- Freitag, 15. April 2011 12:39
Die 59-Jährige war Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Rudern und spitzelte ihre Sportkameraden und Trainer aus
Neuruppin - Jüngst im Polizeidienst, nun in der Justiz: In keinem neuen Bundesland werden Stasispitzel so gedeckelt wie in Brandenburg. Das rbb-Magazin "Klartext" enttarnte jetzt Ex-IM Irina Weiße, Vorsitzende Richterin am Sozialgericht Neuruppin.
Weiße steht der 8. Kammer vor, zuständig für Streitsachen der gesetzlichen Unfallversicherung. Zu DDR-Zeiten war sie, damals hieß sie noch Müller, ein Sportstar. Mit dem Achter-Ruder-Team wurde sie Weltmeisterin, holte bei Olympia 1976 im kanadischen Montreal Gold. Und spitzelte für die Stasi.
Laut Akte, die dem KURIER vorliegt, gab Weiße 1974 mit knapp 23 Jahren gegenüber dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) eine Verpflichtungserklärung ab. Unter dem Decknamen "Ines" soll sie über das Sex-Leben von Sportlern und Trainern sowie deren Westkontakte und politischen Ansichten berichtet haben. Zitat: "Er nutzt die Gunst der Stunde, wie zum Beispiel eine seiner Lieblingsbeschäftigungen - Saufen oder das Schlafen mit Mädchen."
Bis zu ihrer Verlobung 1975 galt IM Ines als "vorbildlich". Allerdings "zeigte sie erhebliche Schwächen bei der Abschöpfung von Sportlern". Später hielt sie Treffen mit Kontaktleuten nicht mehr ein. Als sie 1978 mit dem Leistungssport Schluss machte und heiratete, ließ die Stasi IM Ines fallen.
Ulrike Poppe, Brandenburgs Stasi-Aufarbeitungsbeauftragte, spricht von "Vertrauensverlust in der Justiz". Dennoch sei es wichtig, "genau zu prüfen, wie schwerwiegend die Belastungen sind". Justizminister Volkmar Schöneburg (Linke) stellt sich vor die Richterin, sagt, sie habe ihre MfS-Kontakte Anfang der 1990er Jahre angegeben, wurde einer Einzelfallprüfung unterzogen. Nach Vorlage der Ergebnisse der Stasi-Unterlagenbehörde habe die damals zuständige Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD, + 2001) dem Richterwahlausschuss vorgeschlagen, sie als Richterin zu wählen.
Der rechtspolitische Sprecher der CDU, Danny Eichelbaum, forderte die Versetzung von Weiße. "Das ist trotz der Entscheidung des Richterwahlausschusses möglich."
MKL/NKK
Quelle: Berliner Kurier, 15.4.2011