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Presseecho / Teltow-Fläming

Umzug in das neue Heim - Ankunft der Flüchtlinge in Jüterbog. Die ersten werden aus Luckenwalde umgesiedelt. Kreis sucht mehr Wohnmöglichkeiten

Von Martina Burghardt. Jüterbog - Die Zahl der Flüchtlinge, die in Deutschland Asyl beantragen, steigt an. Auch im Kreis Teltow-Fläming werden zu den hier lebenden 440 Flüchtlingen noch in diesem Jahr insgesamt 400 dazukommen, 200 davon wurden bereits aufgenommen. Gestern kamen die ersten Flüchtlinge in Jüterbog an. Mit dem 1. September wurde das Übergangswohnheim für Asylbewerber am Waldauer Weg wiedereröffnet. Neun Jahre stand das Gebäude leer. In den vergangenen Monaten wurde es gründ- lich saniert. Seit gestern treffen die ersten Bewohner ein - und im Laufe dieses Monates werden etwa 100 Flüchtlinge einziehen, die bislang in einem der beiden Luckenwalder Wohnheime untergebracht waren. Dort besteht dringender Sanierungsbedarf.

Die Firma Campanet aus Freiberg in Sachsen betreibt mehrere Übergangswohnheime, nun auch das in Jüterbog. Projektleiter Matthias Schulz empfing gestern gemeinsam mit Heimleiter Heinz Döring, der Sozialbetreuerin Christine Geister und Hausmeister Dietmar Geister die künftigen Bewohner auf Zeit. Sie erhielten zunächst ihre Zimmerschlüssel, eine Hausordnung, einen Stadtplan und eine Grundausstattung an Hausrat. Die Betreuer werden in den nächsten Tagen herausfinden, an welcher Stelle sie helfen, welche Kontakte sie vermitteln können.

In Jüterbog beschäftigt man sich nach der jahrelangen Pause seit mehreren Monaten wieder mit dem Thema Asylbewerber. Denn obwohl der Landkreis Träger der Übergangswohnheime ist, hat die jeweilige Kommune, in dem Fall die Stadt Jüterbog, dafür zu sorgen, dass Flüchtlingskinder in die Schule gehen oder in der Kita betreut werden können. Als eine "Herausforderung an die soziale Infrastruktur" bezeichnet Guido Kohl, der zuständige Sachgebietsleiter im Sozialamt des Kreises, diese Aufgabe. Derzeit besuchen 55 Kinder von Asylbewerbern im Kreis die Schule, bislang an den Standorten in Ludwigsfelde und Luckenwalde (die MAZ berichtete), zehn Kinder gehen in Kitas.

"Die derzeit zu erwartende Anzahl der Flüchtlinge halte ich für eine Stadt wie Jüterbog für verkraftbar", sagte Bürgermeister Arne Raue (parteilos) auf MAZ- Nachfrage. Tatsächlich gibt es im Moment keine Pläne, weitere Asylbewerber in Jüterbog unterzubringen. Wohnungen sind in der Stadt nicht belegt, im Norden des Kreises allerdings schon. Dort werden derzeit Standorte für neue Übergangswohnheime gesucht. "Wir versuchen, die Heime im Landkreis nach der Bevölkerungsdichte zu verteilen", erklärt Guido Kohl die Vorgehensweise des Kreises. Ziel: die zusätzliche Belastung für die Kommunen gering halten.

Für das Heim in Ludwigsfelde, in dem 120 Flüchtlinge wohnen und das aus planerischen Gründen 2016 geschlossen werden soll, wird ein Ersatzstandort gesucht. Dies alles bedeutet Aufwand und kostet Geld. Deshalb fordert der Landtagsabgeordnete Danny Eichelbaum (CDU) mehr Unterstützung von der Landesregierung - darüber hinaus auch für die Integration, etwa für Kin- derbetreuung oder Sprachkurse. "Die Kommunen dürfen vom Land nicht im Stich gelassen werden", sagte er und kritisierte, dass sich die Landesregierung und die Landräte sowie die Oberbürgermeister bei einem Treffen im Sommer nicht über konkrete Maßnahmen verständigt hätten.

Ehrenamtliche Helfer können zwar keine großen Probleme lösen, aber immer den Flüchtlingen, die das wollen, die Hand reichen und ihnen das Einle- ben erleichtern. So etwas hat sich bereits bewährt. In Luckenwalde gab es schon länger Paten, darunter auch die Jüterboger Stadtverordnete Maritta Böttcher (Linke). Nicht nur sie hofft auf eine menschliche Willkommenskultur. "Es kann sich lohnen, nicht zuerst Asylbewerber oder Fremde zu sehen, sondern neue Nachbarn ", sagt auch Monique Tinney, Ausländerseelsorgerin in Potsdam. "Denn neben dem, was fremd und anders ist, gibt es auch immer Gemeinsamkeiten."

Beauftragte der Kirche, Verwaltung und Politik sind, seitdem die Flüchtlinge in Jüterbog angekündigt wurden, in Kontakt. Gemeinsam mit dem Kreis wurde im Mai ein Fest der Toleranz ausgerichtet, darüber hinaus fand auch eine Bürgerversammlung statt. Welche Bedürfnisse, Wünsche oder Probleme es in dem neu eröffneten Heim in Jüterbog geben könnte, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Die erfahrenen Betreuer sind jedenfalls auf Gespräche eingestellt - in Gruppen oder einzeln, je nachdem, wie es die Bewohner wünschen.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 09.09.2014

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