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Presseecho / Teltow-Fläming

Wolf hat entscheidende Grenze erreicht - Bauern und Jäger fordern ehrliche Zahlen und klare Richtlinien zum Umgang mit Isegrim

Ihlow. Die Gefahren und Schäden durch die ansteigende Wolfspopulation im Land Brandenburg werden unterschätzt. Davon sind die Landwirte und Jäger im Land überzeugt. Sie sehen dringenden Handlungsbedarf und fordern von der Politik klare Richtlinien. Das wurde am Freitag in einer vom CDU-Stadtverband Jüterbog initiierten Diskussionsrunde in Ihlow deutlich.Artenschutz ja, doch es müssen auch klare Grenzen gesetzt werden.

Auch dem Wolf. "Er hat seinen Lebensraum in den großen Naturschutzgebieten, doch wenn er um die Dörfer streift, kommt er den Menschen und Nutztieren zu nahe", sagt Dirk-Henner Wellershoff. Genau das sei inzwischen in vielen Landkreisen Brandenburgs zu beobachten, beschrieb das Präsidiumsmitglied des Landesjagdverbandes die Situation. Seien es 2012 noch rund 100 Wölfe im Land gewesen, habe sich deren Zahl inzwischen auf 300 bis 400 Tiere erhöht. Das decke sich nicht mit den weit darunter liegenden offiziellen Zahlen von Nabu und Landwirtschaftsministerium, weiß Wellershoff. Doch es würden ehrliche Zahlen gebraucht. Deshalb sollten diejenigen in die Zählung einbezogen werden, die ständig draußen sind – die Jäger und die Bauern. Bürokratische Hürden müssten abgebaut werden. "Wir brauchen dringend ein Formular, nur eine Seite, wo die Wolfssichtungen von ihnen festgehalten werden."

Einen ehrlicheren Umgang mit dem Thema wünschen sich auch die Bauern. Weil die für den Erhalt erforderliche Anzahl von 1000 Tieren in Deutschland offiziell noch nicht erreicht sei, stehe der Wolf hier unter strengem Schutz. "Doch es besteht ein Zusammenhang mit den 35 Rudeln oder Paaren in Deutschland und den 31 Rudeln in Westpolen", ist Heiko Terno, Vizepräsident des Landesbauernverbandes überzeugt. Die Folge seien nicht nur gerissene Schafe oder Kälber. Die Mutterkuhherden zeigten ein deutlich aggressiveres Verhalten. "Was ist, wenn die Kühe auf der Flucht vor dem Wolf ausbrechen, über Bahngleise oder die Autobahn laufen? Wer trägt dann die Kosten?", zeigt er auf, womit sich Bauern konfrontiert sehen.

Die weidenden Kühe in der Landschaft werden verschwinden, eine naturnahe Bewirtschaftung der Flächen kaum noch stattfinden, prognostiziert Heiko Terno. Die Landwirte der Agrargenossenschaft Welsickendorf haben ihre Konsequenz bereits gezogen. Sie lassen ihre trächtigen Kühe, die nicht mehr gemolken werden, im Stall. "Sie kommen nicht mehr raus auf die Weide", sagte der Vorstandsvorsitzende Wilfried Krieg. Denn in der Umgebung des Dorfes hätten die Wolfsspuren zugenommen, und Verluste wollen sie nicht riskieren.

Der Bauernverband fordert deshalb, eine Vergrämung des Wolfes zu ermöglichen, mit Gummigeschossen. "Der Wolf muss lernen, was er fressen darf und was nicht", schließt sich auch der Jagdverband an. "Wir brauchen eine Änderung im Schutzstatus und klare Richtlinien, doch die Politik ist vollkommen beratungsresistent", erklärt Dirk-Henner Wellershoff. Auch die Wiedereinschleppung der Tollwut sei ein "Riesenthema" und zum Umgang mit verletzten Tieren gebe es überhaupt keine Rechtssicherheit. Die Polizei könne nicht handeln, die Jäger auch nicht.

Im Landtag werde das Thema sehr ideologisch betrachtet, und nicht gesehen, welche Gefahr der Wolf darstellt, antwortete der CDU-Landtagsabgeordnete Danny Eichelbaum auf die Fragen der Jäger und Landwirte. Doch es müsse einen Rechtsanspruch auf unbürokratischen Schadensersatz geben, Problem-Wölfe sollten abgeschossen werden dürfen, und "der Wolf muss endlich unter Jagdrecht gestellt werden", nannte er drei Forderungen, auf die sich die Fraktion im Landtag konzentrieren werde. Der Landesjagdverband will noch im Sommer eine Interessengemeinschaft mit weiteren Landnutzern, wie Bauern- und Fischereiverband bilden, um sich bei der Landespolitik besseres Gehör zu verschaffen.

Quelle: Lausitzer Rundschau, 09.05.2015

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