Presseecho / Teltow-Fläming
Viel Wild schützt Nutztiere vor dem Wolf
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- Samstag, 07. Januar 2017 10:29
Im Landwirtschaftsauschuss von Teltow-Fläming waren Kreisverwaltung und Vertreter des Umweltministeriums uneinig, ob der Wildbestand durch den Wolf gesunken ist. Fest steht, dass mittlerweile drei Rudel im Kreis aktiv sind und das Muffelwild rund um Baruth sich gegen den Wolf nicht wehren kann.
Luckenwalde. Nachdem Wölfe zuletzt mehrfach in Teltow-Fläming Nutztiere gerissen haben, ist das Thema am Donnerstag im Landwirtschaftsausschuss des Kreises debattiert worden. Mit Ekkehard Kluge und Carina Vogel standen gleich zwei Vertreter des Ministeriums für ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft zwei Stunden lang Rede und Antwort und berichteten vom „Wolfsmanagement“ des Ministeriums.
Derzeit sind demnach mindestens drei Wolfsrudel in Teltow-Fläming aktiv. Neben einem Jüterboger Rudel ist das ein Gruppe Wölfe, die um Dobbrikow in Nuthe-Urstromtal lebt, sowie ein Rudel in der Glücksburger Heide, das auch die Landesgrenze zu Brandenburg überschreitet. Hinzu kommen zwei weitere Vorkommen um Sperenberg und Baruth, bei denen unklar ist, wie viele Tiere sich dort tatsächlich regelmäßig aufhalten.
Wolfs Revier ist 200 bis 350 Quadratkilometer groß
Jagdgebiete von Wölfen sind sehr groß – hierzulande zwischen 200 und 350 Quadratkilometer. Im internationalen Vergleich sind das aber überschaubare Territorien. „Das Angebot an Wildtieren ist hier sehr gut“, begründete Vogel das. Anderswo seien die Wolfsterritorien vier Mal so groß, um den Tieren genug Nahrung zu bieten. Und wo wenig Wild sei, werden häufiger Nutztiere gerissen. Bei tausenden Nahrungsanalysen in Brandenburg und Sachsen ist festgestellt worden, dass der Anteil von Nutztieren an der Wolfsnahrung unter einem Prozent liegt, stellte Carina Vogel klar. „Es gibt etliche Rudel, die noch nie durch Risse bei Nutztieren auffällig geworden sind“, sagte sie.
Zugleich sind laut Ministerium die Wildbestände landesweit auf „Rekordhoch“. Diese Aussage erzeugte Widerspruch. „Die Bestände haben sich verändert. Der Bestand des Muffelwilds in Baruth ist erloschen und die Strecken der Jäger stagnieren“, sagte Katja Woeller, Leiterin der Kreisjagdbehörde. Nicht nur die Zahl erlegter Tiere gehe zurück, sondern auch der Anteil junger Tiere. „Das Muffelwild kann sich hier nicht ins Gebirge flüchten und wird vermutlich verschwinden, wo es Wölfe gibt“, sagte Kluge dazu.
Steine-Werfen zum Vergrämen von Wölfen ist erlaubt
Zur Sorge der Einwohner um sich selbst stellte Kluge klar, dass sogenannte Vergrämungsmaßnahmen keineswegs illegal sind. „Niemand muss ehrfürchtig zuschauen, wenn der Wolf durch das Dorf streift“, sagte Kluge und nannte neben der Autohupe auch das Bewerfen mit Steinen als zulässige Methode, um die Tiere zu verscheuchen. Für Menschen herrsche keine Gefahr, Hunde sollte man im Wald an die Leine nehmen.
„Es wird eine Wolfsverordnung kommen, die auch die Entnahme von Problemwölfen ermöglicht“, kündigte Kluge an. Zudem wurden im Ministerium zwei neue Stellen geschaffen, die sich allein mit dem Wolf auseinandersetzen und als Ansprechpartner für Tierhalter fungieren. Auch die Mittel zum Schadensausgleich und zur Prävention wurden erhöht. Eine Erleichterung für Tierhalter: Anträge zur Förderung von Schutzmaßnahmen gegen Wölfe können jetzt ganzjährig gestellt werden. Bislang gab es einen unpraktischen Stichtag im Januar dafür. Einen besonderen Hinweis hatte Kluge für alle Hobbytierhalter: Entschädigung für Risse ist nur bei Tieren möglich, die auch bei der Tierseuchenkasse angemeldet sind.
„Ich habe die Hoffnung, dass der Schutzstatus des Wolfs gelockert wird“, sagte der Ausschussvorsitzende Danny Eichelbaum (CDU) und überzeugte das Gremium von einer Beschlussempfehlung für den Kreistag mit mehreren Hinweisen an die Landesregierung: stärkere Kontrolle des Wolfsbestands, unbürokratische Hilfe bei Schäden, sowie die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht „bei ganzjähriger Schonzeit des Tiers“. Von Peter Degener
Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 07.01.2017