Presseecho / Teltow-Fläming
Ortschronist kritisiert Zustand von Ehrengrab
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- Mittwoch, 22. April 2020 07:28
Gerhard Glau, Historiker aus Glienick, empfindet Ernst von Stubenrauchs Grab in Genshagen als vernachlässigt und „unwürdig“
Ein Ehrengrab soll Bürger ehren, diesich zu Lebzeiten besondere Verdienste erworben haben. Ernst von Stubenrauch, ab 1885 Landrat des Kreises Teltow, werden viele Verdienste zugeschrieben. Sein Grab auf dem Genshagener Friedhof ist jedoch alles andere als eine Ehrung, meint Gerhard Glau. Der Ortschronist aus dem gut 15 Kilometer entfernten Zossener Ortsteil Glienick hat schon viel gesehen.
Doch als er an einem der vergangenen Wochenenden auf dem Genshagener Friedhof nach der Grabstätte des ehemaligen Landrats suchte, sei er betroffen gewesen. „Das war so ein bedeutender Mann, die Grabstätte habe ich als unwürdig empfunden“, sagt er. Das Grab liegt am Rande des kleinen Friedhofs, der sich rings um die alte Genshagener Dorfkirche windet.
Ein eigentlich idyllischer Platz. Wäre da nicht der verwahrloste Zustand des Ehrengrabes. Ernst von Stubenrauch wurde im Jahr 1853 geboren. 1885 wurde er gegen den Willen des Kreistages vom damaligen Potsdamer Regierungspräsidenten als Landrat des Kreises Teltow eingesetzt, der damals noch weit in das heutige Berlin hinein reichte.
Er ließ Chausseen bauen, errichtete Krankenhäuser und mischte bei Verkehrsunternehmen, Wasser- und Elektrizitätswerken im Namen des Kreises mit, sicherte dem Kreis so seinen Einfluss. Den Bau des Teltow-Kanals initiierte er und finanzierte ihn allein aus Kreismitteln. Erst 1908 verließ Stubenrauch das Landratsamt, um Polizeipräsident in Berlin zu werden. Kurz darauf verstarb der erst 56-Jährige an Kehlkopfkrebs.
Hunderte Teltower Kreisbewohner sollen damals Abschied von Ernst von Stubenrauch genommen haben, heißt es in der Geschichtsschreibung. Heute würden sie auf der Genshagener Ruhestätte das Grab wohl nicht mehr finden. Die Inschrift auf der kupfernen Tafel ist kaum zu entziffern. Nur mühsam schälen sich irgendwo die Buchstaben „S-tu-b-n-r-a-u-.-h“ aus der Patina, die Natur überwuchert das Grab. Dabei kümmert sich der Evangelische Pfarrsprengel Löwenbruch, zu dem Kirche und Friedhof gehören, schon um das Nötigste. Erst kürzlich haben sie dort den Zaun repariert.
Von der Verwaltung des Landkreises war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen.
Der Vorsitzende des Kreistages, Danny Eichelbaum (CDU), sieht den Kreis aber in der Verantwortung: „Bei Ernst von Stubenrauch handelt es sich um eine historische Persönlichkeit, die eng mit unserem heutigen Landkreis verbunden ist“, kommentierte er. „Dadurch erwächst auch eine Verantwortung des Landkreises, würdevoll und verantwortlich die Erinnerung an Ernst von Stubenrauch wachzuhalten. Deshalb sollte geprüft werden, ob eine Sanierung des Grabsteines aus finanziellen Mitteln des Landkreises erfolgen kann.“
Quelle: Märkische Allgemeine, 22.04.2020