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Mercedes-Benz stellt Kleinlaster-Produktion ein - Der letzte Vario in Ludwigsfelde

Bei Mercedes-Benz in Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) steht am Freitag eine Abschiedsvorstellung auf dem Programm. Der traditionsreiche Kleinlaster Vario läuft zum letzten Mal vom Band. Gegenüber dem erfolgreicheren Sprinter war der große Bruder Vario zum Schluss nur noch ein Nischenprodukt. Paketdienste wie UPS, Umzugsfirmen oder Baubetriebe nutzen ihn gerne, aber auf dem Massenmarkt spielte er eine immer kleinere Rolle. Die Umrüstung des Fahrzeugtyps auf die von 2014 an gültige neue Euro-6-Abgasnorm war Daimler deshalb zu teuer.

Das Ende des Vario sei ein „sehr bewegender Tag" vor allem für die betroffenen Beschäftigten, sagt Daimler-Sprecher Sebastian Michel. 200 der 2100 Arbeitsplätze in dem Werk fallen weg. Für alle Betroffenen sei aber eine Lösung gefunden worden, versichert er. Teils seien sie in der Sprinter-Produktion untergekommen, teils an andere Konzern-Standorte gewechselt, teils mit Abfindung in Frührente gegangen.

Mit dem Serienstart des Vario 1996 waren große Hoffnungen verbunden. Das Modell war eine rundum modernisierte neue Version des alten Großtransporters T2. Und anders als sein Vorgänger wurde der Vario ausschließlich in Ludwigsfelde produziert. In den durch Arbeitsplatzabbau gekennzeichneten 90er-Jahren sorgte es beinahe für Euphorie, dass das Werk, in der DDR Sitz des IFA-Kombinats Nutzfahrzeuge, mit Daimler in ruhiges Fahrwasser kam. Auch heute hat der in die Jahre gekommene Kleinlaster immer noch seine treuen Fans. So gingen die Bestellzahlen jetzt auch noch einmal nach oben, als bekannt wurde, dass Daimler sich von dem Modell verabschieden will. Rund 3000 Stück wurden von Januar bis September gebaut. In den vergangenen Jahren war diese Zahl auch in zwölf Monaten kaum erreicht worden. Am schon besiegelten Aus für den Vario änderte aber auch dieser Miniboom nichts.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Danny Eichelbaum fürchtet nun um den Bestand des Werks. „Das Ende des Vario ist ein schwarzer Tag für Ludwigsfelde", sagt er und verlangt eine Standortgarantie. Ein unverbindliches Bekenntnis des Konzerns zum Werk reiche ihm nicht. Mit nur noch einer Produktlinie könnte die Fabrik bei künftigen Veränderungen viel eher auf der Strecke bleiben, fürchtet er. Das Wirtschaftsministerium in Potsdam bedauert die Einstellung des Fahrzeugtyps, hält eine Alarmstimmung aber für unbegründet. „Wir gehen davon aus, dass der Standort gesichert ist", sagt Sprecher Steffen Streu. Minister Ralf Christoffers (Linke) sei in dieser Frage in enger Verbindung mit Daimler. Erfreulich sei auch, dass der Stellenabbau bei Mercedes-Benz sozialverträglich abgewickelt werde.

Das gilt allerdings nicht unbedingt für die zuletzt noch 50 Leiharbeiter, die nach Angaben der Industriegewerkschaft Metall in der Vario-Produktion gearbeitet haben. Sie könnten nun auf der Straße landen, fürchtet der örtliche IG Metall-Chef Hermann von Schuckmann, der die Entwicklung insgesamt mit Sorge beobachtet. Gefährlich könnte es vor allem werden, wenn die Kooperation mit Volkswagen ausläuft, sagt er. Bisher wird rund ein Viertel der Sprinter-Produktion von VW mit eigenem Motor unter dem Namen Crafter auf den Markt gebracht. Diese Zusammenarbeit läuft nur noch bis 2016, danach kann VW den Crafter selbst produzieren. Der Sprinter wird in Ludwigsfelde als offene Variante gebaut. Vor allem Baubetriebe nutzen den Pritschenwagen. So ist der Standort auch von der Baukonjunktur abhängig. Von Ulrich Nettelstroth

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 27.09.2013

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