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Ex-Botschafter: Mit Russland im Gespräch bleiben ist wichtig

Man müsse mit Russland im Gespräch bleiben, das sagt der frühere deutsche Botschafter dort, Ernst-Jörg von Studnitz. Er sprach auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ludwigsfelde und diskutierte mit den Besuchern. 

Ludwigsfelde. Ernst-Jörg von Studnitzreist heute seltener nach Russland. Das habe mit seinem Alter zu tun, sagt der 82-Jährige am Dienstagabend im Klubhaus Ludwigsfelde. Aber nachdem er zwölf Jahre in Russland gearbeitet habe, wolle er den Gesprächsfaden dahin nicht abreißen lassen. „Mann kann über menschliche Kontakte viel erreichen“, sagt der Diplomat.

Botschafter von 1995 bis 2002

Der gelernte Jurist erlebte das Land von 1995 bis 2002 als Botschafter in Moskau, bereits von 1969 bis 1973 hatte er dort an der deutschen Botschaft gearbeitet. Verbunden ist von Studnitz Russland bis heute – von 2003 bis 2014 als Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums und heute als Mitglied im Lenkungsausschuss des deutsch-russischen Petersburger Dialogs. 

Am Dienstagabend sprach Ernst-Jörg von Studnitz über seine Ideen für ein gutes Miteinander beider Staaten vor interessierten Einwohnern aus Teltow-Fläming. Organisiert hatte das Gespräch das Politische Bildungsforum Brandenburg der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Eichelbaum: Russland hat zu Waffenstillstand in Syrienbeigetragen

Mit dabei auch Danny Eichelbaum, seit 2009 für die CDU im Landtag. Der in Jüterbog aufgewachsene Landespolitiker spricht von Russlandals Weltmacht mit einer wichtigen Sonderstellung. Russland habe zum Beispiel maßgeblich zum Waffenstillstand in Syrien beigetragen. Auch Brandenburg halte den Kontakt zu Russland. Im April werde eine Delegation des Landtags nach Kaliningrad reisen.

Schwierige Beziehungen beschäftigen Besucher

Was die Zuhörer im Klubhaus umtreibt, sind die schwierigen Beziehungen zu Russland seit die Handelssanktionen über das Land verhängt wurden. Der Rangsdorfer Konrad Schwabe hält solche Sanktionen für einen Anachronismus. Das hätte noch nie etwas gebracht. 

Von Studnitz setzt den Vergleich mit Nordzypern dagegen. Dort würden Sanktionen seit 1974 funktionieren. Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Russland sieht er als weitgehend normalisiert. 

„Es ist der fünfte Jahrestag der Eingliederung der Krim in die russische Föderation“, erinnert von Studnitz an den Vertrag über den Beitritt am 18. März 2014. Der Ex-Diplomat wählte bewusst eine Formulierung, die eine Bewertung des damaligen Vorgangs offenließ. Einige Zuhörer halten den Schritt Russlands für nachvollziehbar. Die Krim habe schon immer zu Russland gehört. Der Ex-Diplomat pflückt die Details der Eroberung der Krim von den Osmanen im 18. Jahrhundert bis zur Schenkung Cruschtschows an die Ukraineauseinander. Ein „immer“ gibt es in der Geschichte wohl nicht.

Zuschauer über USA empört

Was einige Zuhörer empört, ist die Einmischung der USA in den Krimkonflikt. „Welche miese Rolle spielen die da,“ fragt ein Mann. Von Studnitz spricht diplomatisch von einem „geostrategischen Konflikt“ zwischen den USA und Russland. Die Frage sei, wie man ihn lösen könne. Durch einen Staatsvertrag, wie er 1955 für Südtirol beschlossen wurde? Doch das sei derzeit nicht möglich, dazu sei eine demokratische Entwicklung in der Ukraine notwendig, die von den USAund von Russland so nicht gewollt sei. 

Das Thema Krim bleibt ein Problem in der Politik mit Russland. Von Studnitzsetzt auf die kleinen Schritte. „Solche Probleme löst man nicht in einer Legislaturperiode“, sagt er. Die Macht der Zeit zeige sich an der Wiedervereinigung der deutschen Staaten. Auch das brauchte Jahrzehnte. Wichtig sei, immer im Gespräch zu bleiben und auf Gemeinsamkeiten zu setzen. Von Jutta Brekeller

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 21.03.2019

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