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Zwischen Kommerz und Museum - Verein Historisch-Technisches Museum Kummersdorf ist gegen Windräder an Schießbahnen

Kürzlich gab es in Potsdam eine Präsentation des aktuellen Planungsstandes für die Geschichtslandschaft „Ehemalige Heeresversuchsstelle Kummersdorf – Museum in der Natur“. Vertreter der Denkmalpflege, des Finanzministeriums, des Kulturministeriums und der Brandenburgischen Boden Gesellschaft BBG erläuterten ihre Positionen.

Das Fazit von Hans-Martin Schnittler, Vorsitzender des Fördervereins Historisch-Technisches Museum Kummersdorf, heißt: „Es ist inzwischen gelungen, die historische Bedeutung dieser Liegenschaft deutlich zu machen. Die Denkmalbelange fließen immer stärker in die Landesplanung für das Gelände ein.“

Seit dem 1. März gehört das 3551 Hektar große frühere Militärareal Sperenberg/Kummersdorf dem Land Brandenburg. Während der Präsentation in Potsdam versprach der Vertreter des Finanzministeriums, die Sicherung von zwei denkmalgeschützten Gebäuden auszuschreiben. Es sind das Offizierskasino und die Kommandantenvilla. „Das ist ein ganz wichtiger Schritt“, so Hans-Martin Schnittler. Eine Entscheidung darüber, ob diese Backsteinbauten einmal saniert und wieder genutzt werden, sei damit nicht getroffen. Es gehe zunächst darum, den Verfall der Bausubstanz aufzuhalten.

Einen Konflikt sieht der Kummersdorfer Verein zwischen dem Bestreben des Landes, Geld zu verdienen, und dem Vereinsziel, Deutschlands wichtigste Entwicklungs- und Erprobungsstätte für Militärtechnik nicht mit Photovoltaik und Windrädern zu durchsetzen. Seit dem Jahre 2008 steht die „Projektgruppe Heeresversuchsstelle Kummersdorf“ dem Verein in dem Bemühen bei, die Geschichtslandschaft dauerhaft für die historische Vermittlung zu erschließen.

Auf eine Anfrage des CDU- Landtagsabgeordneten Danny Eichelbaum nach Plänen zur grünen Energiegewinnung auf der Ex-Militärfläche antwortete das Finanzministerium im Oktober unter anderem: „Seitens der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und der Brandenburgischen Boden Gesellschaft wurde vorgeschlagen, Windkraftanlagen entlang der Grenze der ehemaligen Schießbahnen zu errichten, um diese wieder sichtbar und optisch erlebbar zu machen.“

In den Augen des Vereins wäre das Frevel. Schnittler: „Bis zu 200 Meter hohe Windräder würden den Eindruck des Museums in der Natur zerstören. Wir sehen Photovoltaik als Weg, um Finanzen zu generieren. Man muss aber genau schauen, wo die Anlagen aufgestellt werden. Es gibt Bereiche, die noch gar nicht erforscht sind. Uns ist natürlich klar, dass es zu Kompromissen kommen muss.“

Das Land will Teilflächen zur Errichtung von Photovoltaik- und Windenergieanlagen am Markt anbieten. Zu Flächengrößen oder zur Anzahl der Anlagen sei wegen des noch laufenden Abstimmungsprozesses mit den Fachbehörden noch keine Aussage möglich, hieß es aus dem Finanzministerium auf eine entsprechende Anfrage des Landtagsabgeordneten Danny Eichelbaum. Vorgesehen seien Pachtverträge mit einer Laufzeit von 20 bis 25 Jahren.

Die Pachten sollen zuerst zur Sanierung von Altlasten, zur Kampfmittelbeseitigung und für die Verkehrssicherung genutzt werden. Immerhin schlummern auf der Liegenschaft laut Finanzministerium rund 430 Altlastenverdachtsflächen. Allein im Bereich potentieller Solarenergieflächen müssen noch etwa 80 Tankbehälter entsorgt werden. Erst an zweiter Stelle ist davon die Rede, dass die Pachteinnahmen auch „für einen zeitnahen Denkmalschutz“ verwendet werden“. Hans-Martin Schnittler aber fragt: „Wann soll denn das mal zum Tragen kommen?“

Er spricht auch ein Thema an, das bisher kaum eine Rolle spielte: die spätere Trägerschaft für das beabsichtigte „Museum in der Natur“. Der Verein allein wäre überfordert. Er schlägt vor, eine Gesellschaft nach dem Vorbild der „Historisch-Technisches Museum Peenemünde GmbH“ zu schaffen. Hauptgesellschafter ist das Land Mecklenburg-Vorpommern.

In dieser Woche treffen sich Förderverein und BBG, um erst einmal eine viel näher liegende Frage zu klären: Wann kann es wieder Führungen im Gelände geben? Der Verein hofft, ab Anfang nächsten Jahres. Das Land Brandenburg hegte Vorbehalte wegen der Haftpflichtversicherung. Schnittler: „Wir haben einen Versicherungsvertrag, aber das Land schränkt die Gebiete für Führungen ein. Künftig konzentrieren wir uns auf die Kasernenanlage und Teile der Schießbahn. Die Versuchsstelle West und die Raketenprüfstände dürfen aus Sicherheitsgründen wohl nicht mehr gezeigt werden.“ (Von Gudrun Schneck)

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 16.11.2012

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