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Medikamententests - Unabhängige Kommission soll die menschenverachtenden medizinischen Experimente zu Zeiten der SED-Diktatur aufarbeiten

Dr. Saskia Ludwig / Danny Eichelbaum: Es braucht eine unabhängige Kommission unter dem Vorsitz von Hildigund Neubert, Charité um Prof. Hess vollkommen inakzeptabel!

Zur geplanten Einrichtung einer Kommission zur Aufarbeitung der Arzneimittelstudien Westdeutscher Pharmakonzerne in der SED-Diktatur erklären die Landtagsabgeordneten Dr. Saskia Ludwig und Danny Eichelbaum:

„Es ist zwingend notwendig, dass eine wirklich unabhängige Kommission ins Leben gerufen wird, die die illegalen Pharmatests westdeutscher Unternehmen an ostdeutschen Bürgern seit 1978 und auch nach dem Fall der Mauer aufarbeitet (mit Genehmigung der SED-Funktionäre vor dem 9. November 1989). Hervorragend geeignet als Vorsitzende der Kommission ist die Landesbeauftragte von Thüringen, Hildigund Neubert, die sich schon seit langem intensiv für die Rechte der Opfer und deren Angehörigen eingesetzt hat.
Hingegen wäre es der blanke Hohn, wenn mit Prof. Hess ausgerechnet die Institution Charité, die bislang komplett versagt hat, als es um die Aufarbeitung der Menschenversuche zu Zeiten der SED-Diktatur ging, zum Zuge käme. Seit 1991 hatte das Institut für Geschichte der Medizin Zeit um sich der Forschung anzunehmen und nichts ist geschehen. Zuletzt im Herbst 2012 – im Zuge der Berichterstattung ‚Tests und Tote' – hätte Prof. Hess die Chance gehabt, sich des Schicksals der zehntausenden Opfern anzunehmen. Auch ist der Aufarbeitungswille unglaubwürdig, wenn Prof. Hess erklärt, bereits seit zwei Jahren zu dieser Problematik zu forschen, aber gerade die Charité aktuell noch Patientenakten vernichtet.

Die ausreichende finanzielle Ausstattung der unabhängigen Kommission ist durch das Bundesgesundheitsministerium, die Länder und die Pharmakonzerne zu gewährleisten. Eine finanzielle Beteiligung auch des Landes Brandenburg ist zwingende Voraussetzung, wenn die Landesregierung nicht weiter nur Lippenbekenntnisse abgeben möchte, sondern es mit der Aufarbeitung ernst meint.

Es ist beschämend, wenn die Gesundheitsministerin von Brandenburg von Opfern einfordert, sich ausgerechnet in den Kliniken zu melden, in denen sie missbraucht wurden. Frau Tack würde hoffentlich auch nicht auf die Idee kommen einem Vergewaltigungsopfer vorzuschlagen, sich bei ihrem Vergewaltiger bzw. Peiniger zu melden, um ihn nach dem Tathergang zu befragen.

Zudem wissen viele Bürger nicht, dass sie unter anderem von den Kliniken in Potsdam, Cottbus oder Neuruppin für Studien missbraucht wurden. Insofern sind Aussagen, dass sich die Patienten von sich aus melden sollen ein weiterer Versuch von den objektiven Fakten und Zahlen abzulenken, die in den Archiven und Studienprotokollen der Pharmakonzerne archiviert sein müssen.

Wiedergutmachung in Form von Entschädigung und eine vollständige Offenlegung der Menschenversuche in Brandenburg ist das Mindeste was die Opfer bzw. ihre Angehörigen erwarten können."

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