Sprengstoff-Anschlag lässt Kleinstadt nicht los
- Details
- Samstag, 19. November 2016 06:30
Vor einem Jahr detonierte in Jüterbog ein Sprengsatz in einem Gemeindezentrum, das auch Flüchtlinge nutzen. Die Täter sind bis heute nicht gefasst. Das trübt die Stimmung in der Kleinstadt.
Jüterbog. Der Aufenthaltsraum im Gemeindetreff "Turmstube" in Jüterbog wirkt aufgeräumt. Hinter dem grauen Kuschelsofa lehnt eine Gitarre an der Wand. "Dort ist der Sprengsatz detoniert", sagt Pfarrer Bernhard Gutsche und zeigt auf eine geriffelte Fliese, die sich vom übrigen Bodenbelag abhebt. Durch die Wucht der Detonation stürzte die Decke in dem Raum herab. Zum Glück war zu dem Zeitpunkt niemand im Haus. "Das war Terror", stellt Gutsche nüchtern fest. "Aber eine solch starke Gemeinschaft wie die Kirche und die engagierten Bürger kann niemand damit einschüchtern." Nach einer NPD-Demonstration war am 20. November vergangenen Jahres ein Sprengsatz in den Raum geworfen worden. In dem Gemeindezentrum trafen sich auch Flüchtlinge mit ihren Helfern. Aus Sicht von Pfarrerin Ramona Rohnstock hat der Anschlag für viele Jugendliche in ihrer Gemeinde mobilisierend gewirkt: "Einige, die sich vorher nicht für das Thema Flüchtlinge interessierten, haben sich dann engagiert. Wir haben auch ein Theaterstück zum Thema Flucht auf die Bühne gebracht." Doch die Hintergründe des Anschlags sind weiter ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt seit einem Jahr in rechtsgerichteten Kreisen.